DGB jmunder
Zum zweiten Mal fand am 11. und 12. Oktober 2013 der Europakongress in Sindelfingen statt. Es geht um die Frage und was um uns herum passiert, wer die Verantwortung trägt und wie wir dagegen stark sein können.
Am Freitag nutzen rund 80 interessierte Besucherinnen und Besucher, Informationen aus erster Hand zu bekommen. Auf dem Podium saßen Gäste aus Griechenland und Spanien sowie Gewerkschafter von IG Metall und ver.di. Sie gingen der Frage nach wie man Solidarität neu lernen kann oder auch muss, und zeigten individuelle Sichtweisen auf.
Weitere Informationen gibt es auch auf unserer facebook-Seite.
Wir haben die Beiträge mitgeschnitten:
Im Jahre 2012 hat sich ein breites Bündnis von sozialen Gruppen und Verbänden im Kreis Böblingen zusammen gefunden, um der Zerstörung Europas nicht länger tatenlos zuzuschauen. In unterschiedlichen Arbeitskreisen und Workshops wurde informiert und lokale Handlungsspielräume definiert. Dieses Selbstverständnis bildete die Grundlage zur Böblinger Charta, die in einer Selbstverpflichtung lokales Handeln mit europäischem Denken verbindet.
Die Menschen in den europäischen Ländern sind eine Gemeinschaft und nicht nur die Summe verschiedener Nationalstaaten, wie uns das Kapital und die Politik in Zeiten der Krise nach wie vor versuchen einzureden. Wir bewegen uns über Grenzen hinweg zum Arbeiten, Studieren, in Beziehungen oder im Urlaub. Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind internationale Familien und interkulturelles Leben Alltag geworden.
Trotzdem stehen die Zeichen auf Sturm: In der Eurozone sind mittlerweile 18 Millionen Menschen ohne Beschäftigung. In Spanien ist z. B. jeder zweite junge Mensch arbeitslos. In Griechenland wurde die Tarifautonomie quasi abgeschafft und das Gesundheitswesen zerstört – vor allem auf Druck der „Troika“, also das durch keine Wahlen legitimierte Dreigespann aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) sowie Internationalem Währungsfonds (IWF).
Auch Deutschland ist nicht die Insel der Glückseligen. Seit Jahren wurde konsequent daran gearbeitet den sozialen Frieden zu zerstören und die Gesellschaft zu spalten. Lohndumping, Hartz IV, geplünderte Rentenkassen, ein Wohnungsmarkt für Spekulanten lassen für viele Menschen ein sorgenfreies Leben in weite Ferne rücken. Die konsequente Niedriglohnpolitik sorgte dafür, den Wettbewerb in anderen europäischen Ländern auszuschalten. Wenn es Europa schlecht geht, kann es Deutschland nicht gut gehen.
Der Europakongress ist die Plattform für alle Menschen, die gerecht handeln und leben wollen. Er bietet die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen und Handlungsstrategien zu entwerfen.
Gesundheit
Um Krankenhauspolitik zu verstehen, wollen wir die politischen Rahmenbedingungen betrachten, die das Gesundheitssystem steuern. Exemplarisch schauen wir international auf die Auswirkungen der Sparpolitik in Griechenland, deutschlandweit untersuchen wir das Gesundheitswesen in Zeiten der neoliberalen Politik. Und auf regionaler Ebene wollen wir uns in die Diskussion über die Krankenhausversorgung (neues Medizinkonzept) in der Region einschalten. Dabei soll auch besprochen werden, welche Möglichkeiten bestehen, auf die Krankenhausentwicklung Einfluss zu nehmen, z.B. durch einen Bürgerentscheid.
Bildungsgerechtigkeit
Auswirkungen der Krise auf den Bildungsbereich in Deutschland und Griechenland: Was sind die Folgen für die Kinder, die Schülerinnen und Schüler? Was sind die Folgen für die im Bildungsbereich Beschäftigten? Diesen Fragen und möglichen Lösungen soll gemeinsam mit einer Lehrerin aus Athen nachgegangen werden.
Auswirkungen der Krise auf die Länder Europas
Kredite für verschuldete Länder in Europa werden nur gewährt, wenn dort massiver Sozialabbau erfolgt. Was das konkret bedeutet, z. B. bei der Krankenversorgung oder für das Wohnen oder die Arbeitszeit, darüber berichten eine Ärztin aus Griechenland und ein Professor aus Spanien, stellen aber auch Handlungsstrategien vor. Auch unsere Möglichkeiten vor Ort sollen diskutiert werden.